Mensch in der Flasche

Ein Roman von Sun, Wei

Mensch in der Flasche ist ein Kriminalroman, der im pulsierenden Shanghai spielt – einer Metropole voller einsamer Menschen, von denen viele ein Doppelleben führen. Ein führendes Pharmaunternehmen hat Milliarden in die Entwicklung eines neuen Antidepressivums investiert. Doch während der klinischen Phase-3-Studie begeht eine Probandin Selbstmord, was für Schlagzeilen sorgt und die geplanten Gewinne gefährdet. Bei Nachforschungen kommen vierzehn weitere mysteriöse Todesfälle ans Licht, viele davon verknüpft durch rätselhafte Internetbeiträge. Plötzlich wird offenbar, dass zahlreiche scheinbar erfolgreiche und einflussreiche Persönlichkeiten an Schizophrenie, Depressionen, Drogensucht oder Internetabhängigkeit leiden. Für diesen Roman wurde Sun Wei mit dem Exzellenzpreis des chinesischen Erdos National Literature Award ausgezeichnet.

Handlung

Die Geschichte spielt in Shanghai, Chinas größter und modernster Stadt.

Das Pharmaunternehmen Paro, eines der bedeutendsten in Shanghai, hat Milliarden in das neue Antidepressivum „Aidekang“ investiert. Das Präparat soll im Gehirn ein Gefühl von Glück und Geborgenheit auslösen, sodass Patienten sich „geliebt“ fühlen. Die Markteinführung verspricht enorme Gewinne.

Doch während der randomisierten, doppelblinden Phase-3-Studie nimmt sich die Probandin Su das Leben – ein Schock, der die Zulassung durch die chinesische Arzneimittelbehörde ins Wanken bringt.

Zhou, eine Juristin aus der Rechtsabteilung von Paro, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Die 29-jährige Single, die gesellschaftlich schon fast als „übrig gebliebene Frau“ gilt, ist introvertiert, pflegt kaum reale Sozialkontakte und verbringt ihre Freizeit überwiegend in einem Online-Forum namens „Just Want You to Know“.

Das Opfer, Su, war eine 35-jährige, scheinbar erfolgreiche Verlagsleiterin – eine Frau, die in den Augen ihrer Familie und Kollegen „schön und karrierebewusst“ wirkte. Doch sie durchtrennte sich in ihrer Wohnung mit einer Rasierklinge die Halsschlagader.

Zhou erkennt in Su eine Seelenverwandte – auch sie war Mitglied im besagten Forum.

Die Tatwaffe, die in Sus Wohnung gefunden wird, erinnert Zhou an einen spektakulären Fall von Gesichtsverstümmelung, der im Internet heiß diskutiert wurde. Damals war das Opfer mit einer Rasierklinge attackiert worden – doch weder Täter noch Tatwerkzeug wurden je gefasst.

Wie bei einem Puzzle setzt Zhou nach und nach das wahre Bild von Su zusammen – und entdeckt Verbindungen zu vierzehn weiteren Personen, die alle mit dem neuen Antidepressivum und dem Forum „Just Want You to Know“ in Verbindung stehen.

Das Forum ist ein virtueller Treffpunkt für Einsame, die dort ihre intimsten Gedanken und Gefühle teilen. Viele Beiträge handeln von unerzählten Geschichten – daher der Name: „Ich will nur, dass du es weißt.“

Die Polizei stößt auf einen letzten Beitrag von Su – doch der wurde posthum veröffentlicht. Für Zhou steht fest: Es muss Mord gewesen sein.

Kurz darauf wird eine weitere Probandin tot aufgefunden – mit exakt denselben Verletzungen wie Su. Gleichzeitig tauchen im Forum unter Sus Account Rachebotschaften auf. Zhou erkennt: Sus Tod war erst der Anfang einer seriellen Mordserie.

Nach jedem neuen Opfer meldet sich der „Geist“ erneut – wie ein unheimlicher Richter, der die Verstorbenen für ihre Verfehlungen anklagt. Der Täter agiert akribisch, doch gleichzeitig protzt er mit seinen Taten.

Zhou vermutet, dass die Motive des Mörders fingiert sein könnten. Vielleicht handelt es sich um jemanden, der den Einsatz des Medikaments als seelischen Krückstock für moralisch verwerflich hält. Oder um einen Konkurrenten, der die Markteinführung verhindern will...

Doch je tiefer Zhou gräbt, desto mehr verstörende Wahrheiten kommen ans Licht. Die vermeintlich Starken erweisen sich als schwach, die Gleichgültigen als leidenschaftlich, die Liebe entpuppt sich als Hass, und die Glücklichsten sind in Wahrheit die Verlorensten. Hinter der glitzernden Fassade Shanghais verbirgt sich eine Welt der Einsamkeit, Abhängigkeit und Isolation.

Nun bricht Panik aus: Hat überhaupt jemand Su wirklich gekannt? Wäre sie nicht tot – und hätte ihr Tod nicht Milliardenprofite gefährdet –, hätte sich niemand für sie interessiert.

Eines wird klar: Der Mörder kennt alle Opfer persönlich – und ist Zhou bedrohlich nahe. Manchmal spürt sie seinen Atem im Nacken, bis sie schließlich selbst zur Jagdbeute wird...

Geplante Verfilmung

Der erfolgreiche Roman wird derzeit vom renommierten Regisseur Zhang Yibai (einem führenden Vertreter der „Sechsten Generation“ des chinesischen Kinos) für Kino und Fernsehen adaptiert.